Miese Ergebnisse, schlechte Prognosen

Die Berliner Bildung ist schlecht. Das wird ihr in jeder Studie aufs Neue bescheinigt. Im Ergebnis zieht das aber einige Probleme nach sich, die in Zukunft den Wirtschaftsstandort insgesamt gefährden können. Zur Lösung des Desasters haben plumpe Versprechungen bisher nicht beigetragen.

Es sind Wahlkampfzeiten in Berlin. Was momentan so alles an Versprechungen, Verbesserungen und Neuerungen kundgetan wird, das könnte einem schon die Zukunft des Landes in rosaroten Farbtönen vermitteln. Doch bekanntlich bleibt nach vollzogener Kandidatenkür meist nur wenig von den Wahlversprechen übrig. Die dann bestimmenden Koalitionsverträge haben mit ursprünglichen Vorhaben nur noch wenig zu tun.

Mit Blick auf die Bildungslandschaft wird das sehr deutlich. Hier wird seit Jahren Besserung gelobt, allein die Entwicklung der letzten Jahre zeigt Gegenteiliges. Erst kürzlich diagnostizierte eine neue Bildungsstudie der Hauptstadt die schlechtesten Ergebnisse in der gesamten Bundesrepublik. Da hilft kein Schönreden mehr, wir sind abgeschlagener Letzter und zwar wiederholt. Nicht nur, dass die Zahl der Schüler zunimmt, die ohne einen Abschluss aus der Schullaufbahn ausscheiden. Auch die Ergebnisse einzelner Jahrgangsstufen zeugen von großem Handlungsbedarf. Doch von der Ernsthaftigkeit gegensteuernder Bestrebungen ist man allseits weit entfernt.  

Situation in Berliner Schulen:

Ständig fehlender Nachwuchs auf Seiten des Lehrpersonals, Neiddebatten zwischen einzelnen Personalgruppen,  fehlendes Leistungsprinzip, eine breit gestreute Niveauabsenkung, marode Schulgebäude, fehlende Turnhallen und eine aufgeblähte Verwaltung. Das alles kann und wird auch in Zukunft nicht zu Bestnoten führen. Die Auswirkungen zeigen sich fatal. So bleiben jährlich tausende Lehrstellen unbesetzt, weil die Ausbildungsreife nicht vorhanden ist. Immer weniger der besseren Schulabgänger zieht es in die Duale Ausbildung, weil ihnen das Studium als die einzig wahre Zukunftsperspektive angepriesen wird. Viele, die dennoch den Weg in die Berufsausbildung finden, scheitern frustriert in den ersten Monaten. Sie haben schlicht andere Vorstellungen vom gewählten Ausbildungsberuf. Fehlende Berufsorientierung in den Schulen und eine nicht ausreichende Anzahl hilfreicher Praktika wirken sich gnadenlos aus.

Im Ergebnis landen viele der dringend benötigten Nachwuchskräfte in den Parallelsystemen der Arbeitsagentur. Damit verschwinden sie zwar aus der offiziellen Statistik, ihre Probleme für die Zukunft sind damit aber nicht gelöst. Zugegeben, viele Betriebe beteiligen sich inzwischen zusammen mit IHK und Handwerkskammer an der Lösung des Dilemmas. Diese Anstrengungen tragen auch erste Früchte. Doch das ist sicher nicht im Sinne der Erfinder. Die Ausbildungsbetriebe können sich nicht auch noch um alle Versäumnisse des vorangegangenen Bildungsweges kümmern.

Wenn der Senat Schulpflicht propagiert und Ganztagsschulen auch noch für die Lösung aller Probleme hält, dann muss er auch für probate Ergebnisse sorgen. Da gibt es keine Verweise mehr an angeblich bildungsferne Elternhäuser. Hier besteht Lieferpflicht der Schulen und zwar ohne Wenn und Aber. Das Schulgesetz des Landes postuliert in den §§ 3 und 4 die Bildungs- und Erziehungsziele sowie die Grundsätze der Verwirklichung. Es macht Sinn, diese Dinge wieder mal so ernst zu nehmen, wie sie ursprünglich gemeint waren. Rund 320.000 Analphabeten und 3.000 Schulabgänger jährlich ohne Abschluss zeigen eine verfestigte Versagenskultur auf ganzer Linie. Immer gleiche Wahlkampfversprechen werden daran nichts ändern. Textquelle: Ralph Kaste