Menschen mit Down-Syndrom können so vielfältig sein wie die übrige Menschheit, wenn man sie nur lässt.
Traditionell wird der 21.03. den Menschen mit Down-Syndrom gewidmet.
Sie besitzen das 21. Chromosom dreimal, das ist ihre Besonderheit. Dafür werden sie schon immer ausgegrenzt oder das Leben wird ihnen auf Grund der Diagnose versagt. Dabei sind pauschale Kriterien und Entwicklungsvorhersagen längst widerlegt. Menschen mit Down-Syndrom können so vielfältig sein wie die übrige Menschheit, wenn man sie nur lässt.
In diesem Zusammenhang muss ein Buch zum Thema Trisomie 21 erwähnt und ausdrücklich empfohlen werden.
Das Buch „Trisomie 21-Was wir von Menschen mit Down Syndrom lernen können“ hat Andre Frank Zimpel verfasst. Zugrunde liegt dem Buch eine aufwendige wissenschaftliche Studie, die mit Unterstützung der Hermann Reemtsma Stiftung durchgeführt werden konnte. Dr. André Frank Zimpel ist Professor für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung des Förderschwerpunktes Geistige Entwicklung an der Universität Hamburg.
Das Buch räumt wissenschaftlich fundiert mit so manchen Vorstellungen auf, die diese genetische Besonderheit seit Generationen begleiten.
Es führt dem Leser vor Augen, dass Vorurteile zu fataler Ausgrenzung führen und Grundrechte von Menschen irreparabel beschneiden. „Die Geschichte der Menschheit ist voll von Beispielen, in denen man Menschengruppen die Intelligenz absprach. Oft waren äußerliche Merkmale der Grund, wie etwa Armut, Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Körperproportionen, Sprache, Reaktionsfähigkeit, Geschicklichkeit, Wahrnehmungsfähigkeit usw. Lange Zeit wurde angenommen, dass eine genetische Disposition wie Trisomie 21 Vorhersagen über die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit erlaubt. Doch wer hätte jemals gedacht, dass Menschen mit Trisomie 21 (Down Syndrom) einmal einen Universitätsabschluss erreichen?“ (Aus dem Vorwort). Zugleich ist das Buch ein klares Bekenntnis zum Leben und zur Akzeptanz des Andersseins. Es ist ein Aufruf zu Toleranz und Menschlichkeit, die uns gerade bei diesem Thema völlig abhanden gekommen scheint.
Menschen mit Trisomie 21 erschließen sich Dinge anders als Menschen ohne diese genetische Abweichung.
Sie neigen verstärkt dazu, von Einzelheiten abzusehen. Sie sind deshalb auf geeignete Abstraktionen (Buchstaben, Gebärden, mathematische Symbole usw.) mehr angewiesen als andere Personen. Der anschauungsgebundene, kleinschrittige und Abstraktionen vermeidende Unterricht an Förderschulen trägt diesen neuropsychologischen Besonderheiten nur wenig Rechnung und wirkt eher kontraproduktiv. Gleiches gilt für die vorhandenen Lehr- und Lernmethoden, die solche Aufmerksamkeitsbesonderheiten bislang nur unzureichend berücksichtigen. Sie müssen überdacht werden, um weiter auszubauen, was bisher nur in Aufsehen erregenden Einzelfällen gelingt: normale Ausbildungsgänge für Menschen mit Trisomie 21 bis hin zum Universitätsabschluss.
André Frank Zimpel fasst auf Basis einer groß angelegten Studie mit 1294 Teilnehmern zusammen, was heute als gesicherter Befund gelten kann und welche Konsequenzen unser Bildungssystem daraus zu ziehen hat. Textquelle: Ralph Kaste